Artikel 1 von 5 in einer Serie über die Erstellung deiner eigenen Tests.
Dies ist der erste Artikel einer fünfteiligen Serie, die dir helfen soll, deine eigenen Tests mit der TestGorilla-Plattform zu erstellen. Die komplette Serie umfasst:
- Entwicklung eines effektiven Screening-Tests
- Wahl eines Fragentyps
- Schreiben von Fragen zur Situationsbeurteilung
- Wie du deinen eigenen Test erstellst
- Erstellen einer Kodierfrage oder eines Tests
Die Option, eigene Tests hinzuzufügen, steht Kontoinhaber:innen, Administrator:innen und Personalverantwortlichen zur Verfügung, die unsere Pakete Pro nutzen.
Wenn du deinen eigenen Test erstellst, empfehlen wir dir, ihn zu skizzieren, bevor du ihn in die TestGorilla-Plattform einstellst. So kannst du sicherstellen, dass alles genau so organisiert und angeordnet ist, wie du es möchtest.
Ungefähre Lesezeit: 7 Minuten
Inhalte in diesem Artikel
- Kompetenzbereiche definieren
- Kategorien innerhalb jedes Kompetenzbereichs definieren
- Fragen schreiben
- Klarstellen
- Abschließende Prüfung
- Nächste Schritte
Kompetenzbereiche definieren
Ein Test sollte so konzipiert sein, dass er das Wissen der Kandidat:innen in einem bestimmten Bereich misst, z. B. ihre Kenntnisse einer bestimmten Stufe von Mandarin, ihre Fähigkeit, fehlerhaften Ruby-Code zu beheben, oder wie vertraut sie mit einem bestimmten Produkt sind – du würdest jemanden auf seine Kenntnisse im Umgang mit einem iPhone oder einem Macbook testen, aber nicht im Umgang mit allen Apple-Produkten.
Es ist wichtig, dass du dir Zeit nimmst, um klarzustellen, was genau du messen willst und wie es strukturiert sein soll. Dies bildet die Grundlage für deinen Test.
Was das in der Praxis bedeutet
Definiere klar die Kompetenzbereiche in deinem Test. Diese Abschnitte unterteilen deinen Test in verschiedene Wissensbereiche. Jeder Test sollte 3 oder 4 Kompetenzbereiche enthalten, die sich gegenseitig ausschließen und insgesamt vollständig sind (Mutually Exclusive and Collectively Exhaustive, MECE). Die Anwendung des MECE-Prinzips zur Organisation deiner Kompetenzbereiche bedeutet, dass du die beste Anordnung findest, in der du alle relevanten Informationen in klar abgegrenzte Gruppen ohne Wiederholungen einteilst.
Es ist hilfreich, aktuelle Stellenbeschreibungen zu recherchieren und zu überprüfen, um zu sehen, was andere Arbeitgeber bei ähnlichen Stellenausschreibungen erwarten. Je nachdem, für welche Rolle dein Test gilt, kannst du dich vielleicht auf offiziell festgelegte Standards beziehen, die dir bei der Organisation helfen.
Eine Gruppe von Menschen anhand ihrer Staatsangehörigkeit in einige wenige Untergruppen einzuteilen – z. B. Europäer:innen, Afrikaner:innen, Asiat:innen – ist keine gute Methode, da es sich dabei um ein nicht-MECE-Organisationssystem handelt. Menschen mit doppelter Staatsangehörigkeit müssen zwei Gruppen angehören, was zu Wiederholungen innerhalb jeder Gruppe führt, während Menschen ohne Staatsangehörigkeit in keine Gruppe passen. |
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Die Verwendung des Alters jeder Person wäre eine MECE-Methode, um die Gruppe zu organisieren. Jeder Mensch hat ein Alter, und dieses Alter ist eindeutig; schließlich kann man nicht gleichzeitig 28 und 29 Jahre alt sein. Das bedeutet, dass jede Person in der Gruppe nur zu einer Untergruppe gehört. |
Beispiel
Emily möchte einen Test auf mittlerem Niveau für den Kundenservice entwickeln. Als Erstes sollte sie die aktuellen Branchenstandards prüfen, z. B. die der NOS. Sie kann auch auf anderen Seiten im Internet nach Jobs für Kundenservice-Mitarbeiter:innen suchen. Auf der Grundlage dieser Standards könnte sie Kompetenzbereiche definieren, die wie folgt aussehen:
Fähigkeit, Kundenanliegen oder -wünsche zu verstehen und die Ursachen dafür aufzudecken |
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Fähigkeit zum positiven und konstruktiven Umgang mit Kund:innen |
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Fähigkeit, geeignete Lösungen genau und effizient zu bestimmen |
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Fähigkeit, negative oder unbeabsichtigte Folgen zu vermeiden |
Bei der Festlegung der Kompetenzbereiche für einen Test geht es im Wesentlichen darum, eine übergeordnete Struktur für die Kenntnisse und Kompetenzen zu schaffen, die mit dem Test gemessen werden sollen.
Kategorien innerhalb jedes Kompetenzbereichs definieren
Jeder Kompetenzbereich sollte Kandidat:innen zu einem bestimmten Thema innerhalb des Gesamt-Testumfangs bewerten. Es ist wichtig, die spezifischen Kompetenzen oder Kategorien zu definieren, die jeder Kompetenzbereich abdeckt. Das gibt dir einen Rahmen für das Schreiben von Fragen im nächsten Schritt.
Damit ein Test fair ist, müssen die Kategorien innerhalb jedes Kompetenzbereichs immer noch dem MECE-Organisationsprinzip folgen. Das bedeutet, dass die Kategorien insgesamt alle Informationen in einem bestimmten Kompetenzbereich abdecken sollten, ohne dass es zu Wiederholungen innerhalb dieses Kompetenzbereichs oder zwischen Kategorien in anderen Kompetenzbereichen kommt.
Was das in der Praxis bedeutet
Definiere klar die Kategorien – spezifische Kompetenzen – innerhalb jedes Kompetenzbereichs. Diese Kategorien unterteilen deine Kompetenzbereiche in verschiedene Einzelkompetenzen. Jeder Kompetenzbereich sollte etwa 5 oder 6 Kategorien haben. Diese sollten sich gegenseitig ausschließen und insgesamt vollständig sein.
Gehen wir zurück zu unseren früheren Beispielen für Alter und Staatsangehörigkeit, um besser zu verstehen, wie das funktioniert. Mit dem MECE-System ist es ganz einfach, Altersgruppen in bestimmte Alter aufzuteilen. Wähle einfach ein Anfangs- und Endalter für jede Gruppe und achte darauf, dass es keine Überschneidungen gibt – zum Beispiel 25–34 und 35–44. |
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Die Aufteilung der Staatsangehörigkeit in Gruppen ist jedoch nicht so eindeutig. Sollte die ägyptische Staatsangehörigkeit einer afrikanischen Gruppe zugeordnet werden – basierend auf der Geografie – oder einer Gruppe für den Nahen Osten – basierend auf der Sprache? |
Beispiel
Zurück zu Emily aus dem ersten Abschnitt, die ihren Kundenservice-Test erstellt. Sie möchte die Schlüsselkategorien, die in jedem der zuvor festgelegten Kompetenzbereiche enthalten sind, genauer definieren. Die nähere Beschreibung des ersten Kompetenzbereichs könnte in etwa so aussehen:
Fähigkeit, Kundenanliegen oder -wünsche zu verstehen und die Ursachen dafür aufzudecken |
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Die Hauptschwierigkeit eines genannten Problems verstehen |
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Die Ursache einer Schwierigkeit aufdecken |
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Empathie gegenüber besorgten Kund:innen zeigen |
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Die potenziellen Auswirkungen eines Problems für den/die Kund:in verstehen |
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Die potenziellen Auswirkungen eines Problems für das Unternehmen verstehen |
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Fähigkeit zum positiven und konstruktiven Umgang mit Kund:innen |
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Fähigkeit, geeignete Lösungen genau und effizient zu bestimmen |
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Fähigkeit, negative oder unbeabsichtigte Folgen zu vermeiden |
Die Kompetenzbereiche und Kategorien bilden zusammen eine vollständige Gliederung deines Tests. Wenn du dieser Gliederung folgst, kannst du im nächsten Schritt Fragen mit spezifischen Zielen erstellen.
Fragen schreiben
Die Fragen in deinem Test sollten sich auf die Kompetenzbereiche und Kategorien beziehen, die du im vorherigen Schritt definiert hast. Jede Frage sollte nur einen Kompetenzbereich und eine Kategorie betreffen.
Ein:e Expert:in auf dem Gebiet sollte in der Lage sein, deine Fragen zu lesen und sofort zu verstehen, auf welchen Kompetenzbereich sich jede Frage bezieht. Deine Fragen sollten auf realen Szenarien beruhen, die die Kandidat:innen lösen müssen, und nicht auf allgemeinen, theoretischen Fragen, die man aus einem Handbuch beantworten kann, ohne die nötigen Kenntnisse zu haben.
Was das in der Praxis bedeutet
Um relevante und effektive Fragen zu formulieren, musst du zunächst festlegen, was ein:e Testteilnehmer:in in jeder Kategorie nachweisen soll.
Frage dich, welche Kenntnis oder Kompetenz ein guter Nachweis für die Fähigkeiten des/der Kandidat:in wäre.
Du solltest mindestens so viele Fragen erstellen, wie deine Kandidat:innen beantworten sollen, aber wir empfehlen, noch mehr Fragen zu erstellen. Diese Fragen müssen gleichmäßig auf die verschiedenen Kompetenzbereiche verteilt sein. Wenn du zum Beispiel planst, dass deine Kandidat:innen 15 Fragen aus drei Kompetenzbereichen erhalten, musst du für jeden Kompetenzbereich mindestens 5 Fragen schreiben.
Wir empfehlen, mehr Fragen zu stellen, als in einem einzigen Test benötigt werden. Auf diese Weise kann TestGorilla bei jeder Bewertung eine andere Teilmenge deiner Fragen verwenden. Dies trägt dazu bei, die Integrität deines Tests zu schützen, da es die Wahrscheinlichkeit verringert, dass Fragen online veröffentlicht werden.
Der Schwierigkeitsgrad der Fragen sollte innerhalb der einzelnen Kompetenzbereiche etwas variieren, aber dennoch den für den Test festgelegten Gesamtschwierigkeitsgrad beibehalten. Auf diese Weise kann der Test eine Reihe von Fähigkeitsniveaus genau unterscheiden.
Die meisten deiner Fragen sollten szenariobasierte Fragen sein – auch Fragen zur Situationsbeurteilung genannt –, bei denen die Testteilnehmer:innen ein bestimmtes Szenario lösen müssen. So können sie ihre Fähigkeiten im Umgang mit einem relevanten Thema oder einer Situation bewerten und nicht nur ihr theoretisches Wissen.
Vermeide generell Fragen der Art „Wofür steht X?“ oder „Was macht Y?“, die mit einer einfachen Google-Suche beantwortet werden können.
Das Schreiben von Fragen zur Situationsbeurteilung wird im dritten Artikel dieser Reihe ausführlich behandelt: Schreiben von Fragen zur Situationsbeurteilung.
Beispiel
Zurück zu Emilys Kundenservice-Test. Folgende könnte eine Frage im vierten Kompetenzbereich – Fähigkeit, negative oder unbeabsichtigte Folgen zu vermeiden – sein:
Zeige Mitgefühl für die Unannehmlichkeiten, die der/die Kund:in erlebt hat. |
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Erlaube dem/der Kund:in, seinem/ihrem Ärger Luft zu machen und sich zu beruhigen. |
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Bitte den/die Kund:in, wiederzukommen, wenn er/sie sich beruhigt hat. |
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Erkläre, welche die beste Lösung für diesen Moment ist. |
Es ist wichtig, dass du keine Fragen aus einer bestehenden Quelle kopierst, weder online noch offline, es sei denn, du besitzt die Eigentumsrechte an dieser Quelle – zum Beispiel einen Test, den du schon immer für die Rekrutierung verwendet hast und den du mit TestGorilla digitalisierst.
Klarstellen
Das Ziel jeder Frage ist es, eine bestimmte Kompetenz, Fähigkeit oder Kenntnis zu messen. Deshalb solltest du darauf achten, dass deine Fragen unkompliziert und leicht verständlich sind. Die Kandidat:innen sollten keine Zeit damit verbringen müssen, herauszufinden, was genau mit einer Frage gemeint ist, und sie sollten auch nicht durch zweideutige Antworten absichtlich verwirrt werden.
Was das in der Praxis bedeutet
Sei klar und präzise in deinen Formulierungen. Wenn du es nicht bist, misst du die Sprachkenntnisse, den Wortschatz oder die Lesefähigkeit einer Person und nicht den Kompetenzbereich, zu dem die Frage gehört. |
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Vermeide negative Formulierungen. Wörter wie nicht, falsch, am wenigsten, am schlimmsten und außer können unnötige Verwirrung darüber stiften, was der/die Kandidat:in tun muss. |
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Versuche nicht, Kandidat:innen auszutricksen.Bei Multiple-Choice-Fragen sollte es zum Beispiel eine richtige Antwort und mehrere Ablenkungen geben. Die Ablenkungen sollten verlockend, aber nicht zu knifflig sein. |
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Verrate nicht die richtige Antwort. Formuliere eine Antwort nicht viel länger oder kürzer oder ganz anders als die anderen. Vermeide Adverbien oder andere Qualifizierer, die anzeigen, ob eine Antwort erwünscht ist oder nicht – Wörter wie „nur“ oder „sofort“. Verrate die Antwort auf eine Frage nicht in einer anderen Frage. |
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Schränke Fragen ein, die mehrere richtige Antworten zulassen. Dazu gehört auch, dass die Optionen alle und keine eingeschränkt werden. Du kannst sie ein paar Mal einsetzen, solltest sie aber nach Möglichkeit vermeiden. |
Eine gründliche abschließende Prüfung durchführen
Jeder Test sollte ein guter Indikator für die Arbeitsleistung sein und den Kandidat:innen eine gute Erfahrung bieten. Die gründliche Prüfung deiner fertigen Testfragen ist für die Qualitätskontrolle entscheidend.
Was das in der Praxis bedeutet
Vergewissere dich, dass du jede der folgenden Fragen mit Ja beantworten kannst:
Decken deine Fragen die Kompetenzbereiche angemessen und vollständig ab? |
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Sind die Fragen abwechslungsreich genug, um zu vermeiden, dass Wissen doppelt abgefragt wird? |
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Ist jede Frage und jede Antwortoption kristallklar? |
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Sind alle angegebenen Informationen für die Antwort relevant? |
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Ist das Bild-, Audio- und/oder Videomaterial, das du verwendest, klar und relevant? Sind die Grafiken und Diagramme angemessen beschriftet? |
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Hast du Grammatik und Rechtschreibung bei allen Fragen überprüft? |
Nächste Schritte
Wie bereits erwähnt, ist dies der erste Artikel einer fünfteiligen Serie, die dir helfen soll, deine eigenen Tests mit der TestGorilla-Plattform zu erstellen.
Die komplette Serie umfasst:
- Entwicklung eines effektiven Screening-Tests
- Wahl eines Fragentyps
- Schreiben von Fragen zur Situationsbeurteilung
- Wie du deinen eigenen Test erstellst
- Erstellen einer Kodierfrage oder eines Tests
Wir empfehlen dir, als Nächstes den zweiten Artikel Wahl eines Fragentyps zu lesen.